Materialbewertung in SAP: Das Kreuz mit den Standardpreisen

Wie oft kommt es vor, dass vorhandene Standardpreise an der Realität vorbei gehen und dem Unternehmen eine Ergebnissituation vorspielen, die durch die Wirklichkeit längst überholt ist?

Das liegt am SAP-System: Dort gibt es neben dem gleitenden Durchschnittspreis noch den Standardpreis, mit dem der Einkauf seine Beschaffungspreise steuern soll.

Ist ein Material mit einem Standardpreis (S) versehen, wird der Wert des Materials stets nach diesem Preis berechnet. Erfolgen Warenbewegungen oder Rechnungseingänge mit einem vom Standardpreis abweichenden Preis, werden die Differenzen auf ein Preisdifferenzenkonto gebucht; für die Materialbewertung bleibt die Abweichung unberücksichtigt.

Welcher Preissteuerung ein Material unterliegt, wird beim Anlegen des Materials aus Sicht der Buchhaltung festgelegt. Dazu gibt man im Feld Preissteuerung folgende Kennzeichen ein:

  • S für Standardpreis
  • V für gleitender Durchschnittspreis

Beide Arten der Preissteuerung unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie Preisabweichungen behandeln, die durch Wareneingänge oder Rechnungseingänge entstehen können.

Die Bewertung mit dem Standardpreis zeichnet sich gemäß SAP durch vier Merkmale aus:

  • Alle Bestandsbuchungen erfolgen zum Standardpreis.
  • Abweichungen werden auf Preisdifferenzenkonten gebucht.
  • Abweichungen werden fortgeschrieben.
  • Preisänderungen lassen sich überwachen.

Aus unserer Sicht hat das Verwenden des Standardpreises zum Ermitteln von relevanten Einkaufskennzahlen wie Materialkostenveränderung beziehungsweise Materialpreisveränderung oder auch des realistischen Einkaufsvolumens gravierende Nachteile:

  • Der Standardpreis berücksichtigt keine Währungseffekte.
  • Der Standardpreis gilt pro Teil und spiegelt keine Abweichung pro Lieferant wider
  • MTZ und Legierungszuschläge finden keinerlei Berücksichtigung

 

Wir empfehlen deshalb, zum Berechnen der Materialkosten und deren Veränderungen auf die gebuchten Rechnungswerte zurückzugreifen. So wird zum einen gewährleistet, dass die wirklichen Kosten dargestellt werden – unter Berücksichtigung von Rücklieferungen, Gutschriften, Währungen, Nebenkosten etc. Zum anderen ist es sinnvoll bis unerlässlich, im Rahmen einer fundierten Einkaufsplanung die durch den Einkauf ermittelten Budgetpreise unter Berücksichtigung der oben genannten Besonderheiten als realistische Standardpreise in SAP zurück zu spielen.

Sie wollen mehr über realistische Einkaufskennzahlen erfahren? Dann nehmen Sie Kontakt mit uns auf! Gerne informieren wir Sie, wie unsere Einkaufsplanung Sie beim Optimieren Ihres strategischen Einkaufs unterstützen kann.